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Orthodoxe Prozession zur Praterinsel am Tag der Epiphanie

Erstmalige Segnung der Isar in München am 6.Januar 2002

Wie in Griechenland und anderen Ländern orthodoxen Glaubens üblich, wurde am Sonntag von den in München tätigen Geistlichen der verschiedenen orthodoxen Kirchen die Segnung der Gewässer als Teil der lebendigen Schöpfung an der Isar zelebriert.

Kali Kronia und Kyrie Eleison am Isarufer

Zehn Grad unter Null am Morgen - so kalt war's auch in Griechenland trotz des harten Winters Anfang 2002 nicht. Zum Glück scheint die Sonne! Auf der Mariannenbrücke und am Isarufer, zwischen dem Alpinmuseum und der Lukaskirche, haben sich Hunderte von dick vermummten Gläubigen, die keinen Platz mehr in der Kirche fanden, versammelt. In allen Sprachen Süd-Osteuropas tauschen sie Neujahrsgrüße, Neuigkeiten und Küsse aus. Viele junge Familien mit ihren Kindern, aber auch viele Ältere warten gespannt, wie sich die Segnung des Wassers in München zum erstenmal vollziehen wird. Werden – wie in Griechenland üblich - Schwimmer das ins Wasser geworfene Kreuz aus der eiskalten Isar holen?

Grußwort der Kultusministerin

In der überfüllten evangelischen Lukaskirche wechseln sich seit elf Uhr die in München tätigen orthodoxen Geistlichen bei der Andacht ab. Sie tragen Gebete, Hymnen, Psalmen und Lesungen aus dem Buch des Propheten Jesaia vor, begleitet von verschiedensprachigen Chören. Das Grußwort der bayrischen Kultusministerin Monika Hohlmeier, die selbst verhindert ist, wird verlesen. Darin begrüßt sie die Zeremonie der Gewässersegnung als ein schönes Zeichen der Verbundenheit der vielen orthodoxen Gläubigen mit ihrer zweiten Heimat München und sieht darin einen wertvollen Beitrag zum kulturellen und geistigen Leben in München und Bayern.

Erwartungsvolle Stimmung bei den Gläubigen

Kurz nach zwölf Uhr Mittag öffnen sich die Tore der Kirche am Mariannenplatz und die Geistlichen in ihren prunkvollen Gewändern überqueren die von Polizisten gesperrte Steinsdorfstraße. Sie bahnen sich ihren Weg durch die dichtgedrängten Menschen zum Podest vor dem Alpinmuseum. Die Stimmung ist erwartungsvoll und freudig gespannt, trotz der Kälte und des Andrangs kommt keine Unruhe auf.

Liturgische orthodoxe Gesänge an der Isar

Bei klirrendem Frost, aber strahlendem Sonnenschein schallen liturgische Gesänge über die Isar. Obwohl die Deutschen in der Menge in der Minderheit sind, werden die Texte und Gebete der Zeremonie auf Deutsch vorgetragen, was im Rhythmus der byzantischen Liturgie ungewohnt klingt.

Natürlich springt heute niemand in die Isar, nachdem diese dreimal durch das hineingeworfene Kreuz gesegnet wird. Nicht nur weil es zu kalt ist, sondern wegen der gefährlichen Strömungen haben die Behörden den Sprung ins Wasser nicht erlaubt. Das Kreuz ist also an einer Schnur befestigt, an der man es wieder aus dem Wasser herausziehen kann. Nach diesem Ritual ziehen viele der griechischen Gläubigen an ihren Geistlichen vorbei, küssen einzeln das Kreuz und bekommen den priesterlichen Segen.

Zufrieden zerstreuen sich die Menschen in vielen kleinen Gruppen – das neue Jahr hat mit dieser alt-neuen Tradition für sie gut angefangen. Kleine Gefäße mit geweihtem Wasser nehmen sie mit nachhause.

© Stephanie Rothenburg-Unz 6.Januar 2002

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